Musik kann Menschen zusammenführen, Rhythmus sie verbinden. Bei den Drum Circles von Helga Reihl bestätigt sich dieses, wenn Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihrer Einladung folgen. Trommeln, Klanghölzer, Rasseln und Shaker liegen dann bereit zum Erproben, zum Lauschen der anderen, zum Miteinander. Dabei handelt es sich bei einem Drum Circle nicht um einen herkömmlichen Trommelkurs. Vielmehr liegt das Augenmerk der Lübecker Musikpädagogin darauf, einen Rahmen für Begegnung von Menschen mit und ohne Musikerfahrung zu schaffen. „Das Mittel hierzu ist der Rhythmus“, sagt sie und spricht mit ihrem Angebot alle Generationen, unabhängig von sozialer oder ethnischer Herkunft sowie Menschen mit Behinderungen zum gemeinsamen Erleben in ihren Drum Circle an.

Die Drum Circle von Helga Reihl stehen für Begegnung, Probierfreude und Miteinander.

Durch ihre musikpädagogische Arbeit mit behinderten Menschen in Lübeck entstand die Idee, den von Arthur Hull in den USA initiierten getragenen Drum Circle in Lübeck anzubieten, um alle Menschen näher zu bringen. Ihr erster Drum Circle für alle war 2008 in der Vorwerker Diakonie. Daraus entstanden sind viele weitere öffentliche Angebote, die stetig mehr werden. 
        

Über den Rhythmus verbunden sein-2
Sie hat den Puls: Helga Reihl schätzt es, die Vielfalt der Rhythmen zu entdecken. . Foto: M. Poppe-Albrecht

Wenn Helga Reihl die Zeichen für die leisen und die lauteren Töne bis hin zum Chaos gibt, spielen alle ihren jeweiligen Rhythmus und sind doch miteinander verbunden. Dass nicht alle das Gleiche machen oder können müssen, um miteinander zu spielen - wie im übertragenen Sinn auch zu arbeiten und zu leben - ist dabei für viele Teilnehmende eine überraschende Erkenntnis. „Auch im Leben sind wir von Chaos umgeben“, lautet ihre Metapher. „Daraus entsteht jedoch auch immer wieder Veränderung und Neuorientierung.“ Obendrein tut Musik den Menschen oft einfach auch gut. „Musik und Rhythmus werden in den gleichen Bereichen des Gehirns verarbeitet, wie Gefühle und Bewegung“, erläutert sie. In vielen Studien wurde bereits nachgewiesen, dass vor allem Rhythmus in der Gruppe sehr wirksam ist, um Stress abzubauen. Obendrein entsteht ein besonderes Gemeinschaftserlebnis. Viele positive Rückmeldungen bestätigen dies, wenn Teilnehmende erzählen, ihnen sei das Herz aufgegangen und sie hätten sich lange nicht mehr so zugehörig gefühlt.

Erfahrene Trommler tun sich oft schwer damit, etwas anderes als ihre gelernten Rhythmen zu spielen. Manche setzen sich auch unter Druck, bloß keine Fehler zu machen. Das sei jedoch gar nicht nötig, denn um richtig oder falsch gehe es nicht. Neben Spaß und Spielfreude sei vordergründig, einander zu lauschen und ein Miteinander wahrzunehmen.

Mit von der Possehlstiftung Lübeck finanzierten Kulturfunken hat sich Helga Reihl mit der Erzählkünstlerin Birte Bernstein auf eine Rhythmus- und Erzählreise in die Stadtteile Lübecks begeben. Open Air soll es bei „Drum Circle meets Storytelling“ weitergehen, wenn sich Interessierte am Freitag, 1. Oktober, 16 Uhr, im Haus der Kulturen von Bild starken Märchen zur Vertonung inspirieren zu lassen. Neben Vorfreude und ein bisschen Mut sind keine Vorerfahrungen nötig und die Instrumente werden wie immer zur Verfügung gestellt. mpa