Der Run auf Kleingartenparzellen ist derzeit groß. Auch bei Klaus Noll, stellvertretender Vorsitzender des Kleingartenvereins Travetal in Lübeck, steht das Telefon kaum noch still. „Wir haben ein Drittel freie Parzellen”, sagt er. Doch diese liegen schon lange Zeit brach und sind völlig zugewuchert. „Interessierte kommen zur Begehung und schauen lediglich”, sagt Noll. Viele würden dann Abstand nehmen, sich derart viel Arbeit aufzuladen. „Wir versuchen, neue Pächter zu unterstützen”, sagt Noll. So kann etwa mit dem Vorstand über eine Ermäßigung der Pacht gesprochen werden.

Freie Kleingartenparzellen sind in Lübeck sehr begehrt. Doch manchmal bedeuten sie für neue Pächter erst einmal einen Kraftakt.

Constanze von Nizza pachtete im Februar gemeinsam mit ihrem Ehemann zwei völlig zugewachsene Parzellen. „Es gab Brombeersträucher, die bis drei Meter Höhe in die Bäume ragten”, erzählt die 67-Jährige. Sie zeigt auf große Haufen Strauchschnitt, die noch abgefahren werden müssen. Ihr Mann ist 75 Jahre alt, als Dachdecker handwerklich begabt. „Er will die gemauerte Laube instand setzen”, sagt die Seniorin. Als Lichtblick hat sie sich neben ihrer Aufräumarbeit ein Beet geschaufelt, Kartoffeln und Erdbeeren gepflanzt. „Wir kommen Stück für Stück voran”, sagt sie.

Kleingarten des Kleingartenverein Travetal in Lübeck: Auszeit vom Alltag-2
„Ein kleiner Lichtblick muss sein“: Constanze von Nizza hat schon mal ein Beet mit Kartoffeln und Erdbeeren angelegt. Foto: MPA

Ein Garten hält fit

Irgendwann möchte sie auch ein Gewächshaus haben. Das habe aber erstmal noch Zeit. Die Goldschmiedin ist frisch in Rente gegangen, hat zwei Riesenschnauzer und ist seit vielen Jahren im Hundesport aktiv. „Die Arbeit im Kleingarten hält mich zusätzlich fit. Aber man muss Spaß daran haben.”

Lange still sitzen kann auch ihre ehemalige Kollegin und Goldschmiedin Eva Flemming nicht. Seit Oktober 2019 hat sie im gleichen Kleingartenverein eine Parzelle. Passanten bestaunen vor der Anlage täglich die Hochbeete in Form einer äußeren und inneren Acht sowie einen Trichterteich, der noch nicht ganz fertig ist. Neben ihrer Arbeit kommt sie fast täglich mit dem Fahrrad an die Trave und gestaltet ihren Garten weiter.

Hochbeete und ein Teich als Biotop

Alle Hochbeete sind bereits mit Holz verkleidet und in der Gestaltung einer Lotusblüte spiegelt der noch unfertige Teich die Form in der bereits fertig verlegten Terrasse wider.

„Was blühen will, darf bei mir blühen”, lacht die Lübeckerin und präsentiert Salat- und Kohlpflanzen, die prächtig blühen. Sie vereinzelt diese, damit sie einfach weiterwachsen. Regenwasser wird aufgefangen und in Bachläufe links und rechts der äußeren Hochbeete in den Teich gelenkt. Dieser soll bis August fertig und mit Brunnenkresse, Reis und Wiesenschaumkraut begrünt sein. Rundbögen aus Haselnuss ermöglichen Spalierobst und Bohnen das Klettern, ein Treibhaus für besondere Tomatensorten ist aufgebaut und drei kleine Blumenbeete in halber Höhe entstanden.

Viel Arbeit gibt es also. „Dass ich auch nur mal faul sein möchte, glaubt mir einfach keiner“, sagt die Lübeckerin Augen zwinkernd. Das ist kein Wunder, denn bislang hat sie noch niemand auf der Terrasse ausruhen gesehen. MPA 

Info

Wer sich für einen Garten im Kleingartenverein Travetal interessiert, kann sich an den Vorstand wenden:

Kleingartenverein Travetal
Ringreiter Weg 15
23558 Lübeck
Stellvertr. Vorsitzender Klaus Noll
Telefon mobil: 0176/63 15 03 31

Weitere Informationen zu Kleingärten in Lübeck sowie nähere Informationen zu der Richtlinien gibt es auf der Homepage des Kreisverbands Lübeck: www.kleingaertner-luebeck.de